Batteriecomputer

Kennt Ihr das? Der Händler hat gesagt ich brauche eine zweite Aufbaubatterie damit ich auch mal ein paar Tage "Freistehen" kann!

 

Aber ist das wirklich so? Wie lange stehen die meisten Frei, also ohne Landstrom bzw. ohne nach kurzer Zeit wieder weiter zu fahren?

Muss man wirklich dem Stromanschluss hinterherjagen?

Warum zeigt meine "Batterieanzeige" im Panel eine fast leere Batterie an? Ist sie leer? Was zeigt das Teil denn genau an?

 

Viele Fragen die es gilt zu klären um LICHT ins DUNKEL zu bringen.

 

Ich werde wie immer versuchen mit einfachen Worten die Stromunklarheiten zu beseitigen und Euch die Funktion eines Batteriecomputers zu erklären.

Schaudt Bedienpanel
Herkömliche Anzeige

Wie gesagt, möchte ich es nicht kompliziert machen und verzichte auf Erklärungen was in einer Batterie passiert etc.

Fakt ist, Ihr habt nun die empfohlene zweite Aufbaubatterie verbaut, nehmen wir mal an eine AGM Batterie, und ihr steht nun ohne einen Landstromanschluss an einem schönen Platz seid zwei Tagen.

Ein klick auf die (vermeintliche) Kapazitätsanzeige der Wohnmobilbatterie, lässt Euch einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

 

12,2 Volt!!!! GELB!!!!!

 

Um Himmelswillen....wir haben bald keinen Strom mehr!

 

Wiederwillig verlasst Ihr also diesen schönen Ort und macht euch auf der Fahrt, während die Lichtmaschiene (mehr schlecht als Recht, aber das ist ein anderes Thema) die Batterie lädt, Gedanken ob Ihr nicht eine riesen Große Solaranlage auf dem Dach benötigt.

 

Ich sage NEIN!

Als erstes braucht Ihr einen Batteriecomputer!

Jetzt werdet Ihr euch fragen, was das Teil den anders oder besser kann als Eure bisherige Anzeige.

Der Wohnmobilhersteller wird doch was vernünftiges eingebaut haben.

 

Es ist so, dass so eine serienmäßige Anzeige ein reines Voltmeter ist, nicht mehr und nicht weniger.

Somit wird die Spannung der Batterie angezeigt und die Spannung hat nur indirekt etwas mit der tatsächlichen Kapazität zu tun.

Grundlegend ist es möglich anhand der Spannung einen Rückschluss auf die Restkapazität zu ziehen, dazu müsste man die Batterie abklemmen und mindestens 48 Stunden unberührt stehen lassen. Erst dann lässt sich übern groben Daumen eine Aussage treffen.

 

Beispiel A:

Stellt Euch vor, ihr steht vor einem Kinosaal und ihr müsstet Anhand der Temperatur in dem Saal ansagen wie viele Menschen derzeit im Kino sind. Eure erste Ansage ist 87 Menschen. Dann verlassen 13 Personen das Kino durch die Hintertür ohne das dies zu sehen ist.
Ihr werdet erneut aufgefordert die Raumtemperatur zu messen und eine Aussage zu treffen.
Angenommen ihr messt 1° C weniger und "schätzt" es sind noch 70 Personen im Raum.
Nicht schlecht, aber knapp daneben ist auch vorbei.

 

Beispiel B:

Zu Beginn der Vorstellung steht Ihr bereits an der Tür und zählt jede einzelne Person die den Saal betritt, am Ende habt ihr 100 Personen gezählt. Zwischendurch geht einer aufs Klo, ihr wisst, jetzt sind es noch 99. Er kommt wieder und geht auf seinen Platz, es sind also wieder 100.

Kurz vor Ende der Vorstellung verlassen 13 Personen den Saal, da ihr aber alle anderen Türen verschlossen habt, müssen sie an Euch vorbei gehen. Jetzt sind also noch 87 Personen im Saal.

Ihr könnt also eine exakte Auskunft über die derzeit im Saal befindlichen Besucher machen.

 

Fällt Euch was auf?

In Beispiel A wart ihr quasi ein Voltmeter welches Anhand eines unpräzisen Wertes eine Schätzung abgeben musste. Eine Kontrolle hattet Ihr zu keinem Zeitpunkt.

In Beispiel B wart Ihr ein Batteriecomputer, viel mehr der s.g. Messshunt des Batteriecomputers. Jeder der rein- oder rausging, musste an diesem Messshunt vorbei und jederzeit war klar wie viel Personen im Saal sind.

 

 

Votronic Messshunt vom Batteriecomputer vor einer LiFePO4 Batterie

Hier im Bild seht ihr den s.g. Messshunt eines Votronic Batteriecomputers.

Die weiße Batterie darüber ist der Kinosaal und es führt nur ein Kabel zum Shunt, alles an Amperestunden (Personen) die rein- oder rausgehen werden hier registriert.

 

Der Batteriecomputer bekommt zuvor eine Angabe wie groß die Batterie ist, also wie viel Ah (Amperestunden/Sitzplätze) sie aufnehmen kann.

Des weiteren benötigt der Batteriecomputer weitere Angaben um seinen Job exakt ausführen zu können, das würde hier aber zu technisch werden.

 

Fakt ist, dass Euch dieses Gerät eine 100%ige Auskunft geben kann, was noch in der Batterie enthalten ist und ihr könnt sehen, wie viel Strom entnommen oder zugeführt wird. Auch ist es möglich sich die voraussichtliche Restzeit anzeigen zu lassen, also wie viele Stunden ihr, mit der aktuellen Stromabnahme, noch stehen könnt.

Ihr werdet sehr erstaunt sein, wie viel die Batterie noch leisten kann, wenn das Voltmeter bereits böses prophezeit.

 

Ihr solltet natürlich beachten, dass herkömmliche Batterien wie GEL oder AGM nicht gerne unter 50% entladen werden wollen, denn dann schreitet die s.g. Sulfatierung rasant voran und der Verschleiß ist exorbitant groß. Anders verhalten sich hier die neuen LiFePO4 (Lithium) Akkus.

 

Mit einem Batteriecomputer tut ihr Euch was gutes und auch Eurer Batterie.

Denn zunächst werdet ihr viel entspannter mit dem Thema Strom bzw. Freistehen umgehen und, by the way, schützt Ihr auch noch Eure Batterie, da ihr ja rechtzeitig seht, wenn es auf die 50% Marke zu geht.

Es ist schön zu wissen, dass man auch mit nur einer Batterie 3-4 Tage ohne Probleme stehen kann.

Jeder Batteriecomputer zeigt die Kapazität in Prozent an, wenn man eine andere Hauptanzeige auswählt, so wie in diesem Beispielfoto, dann wird die Batteriekapazität in einem Balken gezeigt.

 

 

Wenn ich alles richtig gemacht habe, sollte Euch die Funktionsweise eines Batteriecomputers nun sehr deutlich geworden sein.

Ich hoffe die Technikbegeisterten verzeihen es mir, dass es nicht so richtig "ins eingemachte" ging.
Darüber können wir uns vielleicht in den Kommentaren austauschen ;)

 

Zum Abschluss sei Euch diese Video ans Herz gelegt, denn hier seht ihr mal einen Batteriecomputer in Aktion mit einer starken Belastung